Everybody's fucked in their own special way

Montag, 4. November 2019

Beim Friseur

Mein Stammfriseur um die Ecke hat aufgehört, er hat jetzt eine Spedition. Ich habe ja schon mal beschrieben, was für ein Segen dieser Friseur für mich war. Das gilt umso mehr, als die letzten zwei Mal, als ich mir die Haare von jemand anderen schneiden lassen musste, relativ traumatisch waren. Beide Mal war der Unterschied zwischen Millimeter und Zentimeter nicht bekannt, das erste Mal habe ich es erst bemerkt, als schon die ganzen Schläfen und Seiten ausrasiert waren, das zweite Mal zumindest schon, nachdem ein Ohr weiträumig freigeschnitten wurde. Es hilft dabei nicht unbedingt, wenn man ohne Brille so gut wie blind ist. Und es ist der Fluch von Berlin, wo kein Mensch etwas dabei findet, dass sich ein 50jähriger Mann halb kahl schneiden lässt, mit einem Mopp in der Mitte. Gut, manchmal kommt man halt erst im späten Alter zu einem Iro. Für die Arbeit war das nicht förderlich, andererseits ist dort mein Aussehen auch weitgehend egal, solange ich einen Anzug anhabe. 

Nach dieser Vorgeschichte war ich also etwas nervös, als ich einen Haarschnitt nicht mehr aufschieben könnte. Den kleinen Salon des Stammfriseurs hat jetzt sein Cousin  übernommen, als ich hineinging, waren da drei junge Männer, die alle wie George Michael aussahen (frisur- und barttechnisch). Das neue Friseurlogo besteht auch aus einem Totenkopf mit Tolle und Bart.

Nachdem ich sehr genau und ausführlich darüber informiert habe, dass ich als Länge einen Zentimeter und nicht einen Millimeter wünsche, begann der junge Mann sehr sorgfältig zu schneiden. Er wollte mir danach auch noch die Augenbrauen zupfen, war etwas enttäuscht, als ich keinen Bedarf hatte. Nachdem er sich soviel Mühe gegeben hat, brachte ich es auch nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass ich mich noch nicht einmal beim Rasieren richtig im Spiegel ansehe.

Aber das passt. Süß duftend ging ich nach Hause. Ich hoffe mal, die jungen Leute halten durch.

(Die Bilder sind aus den Hate-Comics von Peter Bagge. Ich stelle mit Erschrecken fest, dass ich in mehr als einer Hinsicht Pops Bradley ähnlich werde.)

9 Kommentare:

  1. witze.net
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    Friseur: "Möchten Sie die Stirnlocke behalten?"

    "Ja, auf jeden Fall!"

    "Gut" - schnipp - "dann pack ich sie Ihnen ein."

    ... am Tag des Weinessigs 2019
    4. November 2019 in der Welt

    *MOntags-GRUß mit Durchhalteparole für die Woche dalass...Lieber locker vom Hocker, als hektisch über'n Ecktisch!*

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    1. Tag des Weinessigs! Der soll ja auch gegen Kahlheit helfen.

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  2. zu diesen haarschnitten gehören dann noch die vollbärte mit denen alle wie kleine talibans aussehen.

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    1. Der Trend geht hier eher zum gepflegten Rauschebart. Nix für mich grauen Esel, ich seh da aus wie Käptn Iglo.

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  3. Die neue Männermode beim Haarschnitt ist für mich schrecklich anzusehen, dann lieber Zopf. Am liebsten mag ich Beatlemähnen.
    Friseurbesuche finde ich spannend, manchmal kam ich zurück und hielt erstmal den Kopf unter die Dusche- zuviel Styling ist nichts für mich.

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    1. Ach, jeder wie er mag.
      Zu viel Styling ist inzwischen nicht mehr mein Problem...

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  4. Es gibt immer noch den klassischen Herrencoiffeur!? Faszinierend. Seit Anfang der 1990er habe ich kein solches Etablissement mehr betreten …

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    1. Kommt wieder, irgendeiner muss ja die ganzen Bärte pflegen.
      (Ich frage jetzt nicht, wie du das frisurtechnisch machst...)

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    2. Als ich noch Bart tragen konnte, habe ich natürlich selbst gepflegt. Männer, die ihre Bärte von Dritten pflegen lassen, haben die Kontrolle über ihr Leben verloren.
      (… und dennoch antworte ich: eigenhändig.)

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