Everybody's fucked in their own special way

Dienstag, 12. November 2019

Zum Kindergeburtstag

J.S. muss zum Kindergeburtstag, Treffpunkt ist eine Sporthalle in Hohenschönhausen am Sonntag in der Früh. Einer der seltenen Fälle, in denen es sinnvoller ist in der Stadt mit dem Auto zu fahren. Ich war noch nicht häufig in Hohenschönhausen, das ist so ein Bezirk wie Steglitz, wo man normalerweise nicht hinkommt, wenn man nicht ein ganz spezifisches Ziel hat. 

Die Stadt ist anders, wenn man Auto fährt, als wenn man mit den Öffentlichen unterwegs ist. Mit der S- Bahn und U-Bahn fährt man auf einen Weg, für den eine Schneise durch die Stadt geschlagen wurde. Die Bahn teilt die Umgebung in links und rechts, in verschiedene Linien, die sich an bestimmten Punkten kreuzen. Ich habe manchmal erst spät rausgefunden, dass zwei Stationen, die ich mit unterschiedlichen S- oder U-Bahnen erreicht und verbunden habe, eigentlich gar nicht so weit entfernt sind. Die eigentliche Struktur der Stadt bleibt einem in den Öffentlichen manchmal verborgen. Am besten erkennt man es, wenn man eine Strecke zu Fuß läuft, genau wie ich jede Woche noch etwas Neues über die Invalidenstraße lerne. Auch die Straßenbahn kann wie eine Überraschungsfahrt sein, sie biegt in eine neue Straße und auf einmal ändert sich die ganze Kulisse. 

An den äußeren Rändern der Stadt fährt aber keine Straßenbahn und ich habe auch keine Lust von Pankow nach Hohenschönhausen zu laufen. Also geht es in den kalten Morgen mit dem Auto. Die Stadt, die in Alt-Pankow noch verdichtete Wohnbebauung mit stattlichen Parkanlagen ist, zerfranst, sobald man in Richtung Heinersdorf kommt. Hinter einer kilometerlangen Mauer eine Brachfläche versteckt, an hohen Wohnhäusern vorbei in ein Gewerbegebiet mit alten Baracken und einem KFC. Von der Ferne her sieht man einen absurden Turm - ist es ein Rathausturm, ein Wasserturm oder ein Flakturm? (Merkwürdigerweise treffen alle drei Zuschreibungen zu.) Es geht durch Straßenalleen, die Bäume mit dem gelben Laub sehen in der grellen Herbstsonne fast surreal aus. Die Umgebung wechselt, Kleingartenkolonien, Brachflächen, Gewerbegebiete, Einkaufsstraßen und immer wieder auch ein Einschnitt mit weiten Feldern. Dieses Berlin ist voller Grenzen und unterschiedlichen Revieren auf engstem Raum. Dabei geht es nur von Osten nach Osten, nicht wie bei der Fahrt nach Reinickendorf, wo man mehrmals über die frühere Grenze muss. Plötzlich ist man wieder in einem Bereich mit Plattenbauten, die allerdings entkernt wurden. Keine zwei Kilometer entfernt war man noch an offenen Feldern vorbeigefahren. Wahrscheinlich müsste man tatsächlich zu Fuß gehen, die alten Markierungen spüren, um nachvollziehen zu können, warum es zu so einem Konglomerat unterschiedlichster Flächen innerhalb der Ortsschilder Berlins gekommen ist. 

Wir kommen zwanzig Minuten zu früh an der Halle an, von der Geburtstagsgesellschaft ist noch nichts zu sehen. Wir warten in der Herbstsonne und wundern uns über die Umgebung. 



4 Kommentare:

  1. SO... lernste mal, das Hinterland von BERLIN kennen (ړײ)
    Beschreibeung sehr abwechslungsreich in Landschaft und Kultur,
    mit´m Bauwagendorf am Zielpunkt ... (ړײ) *hehe*

    Herzlichen Glühstrumpf: am 12. November 2019 ist mal wieder Tag der schlechten Wortspiele. Na, das kann ja eiter werden! ... (ړײ) *augenroll*

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  2. Uns gefällt es gerade deshalb so in Berlin, weil wir fast alles haben können mit 7 Euro Tagesfahrschein pro Person! Wir waren inzwischen in fast allen ehemaligen Gemeinden am Rand, aber auch in Charlottenburg, Kreuzberg, Friedrichshain und Tiergarten in Urlaub. Und immer noch entdecken wir Neues, und auch immer wieder mal wieder schimpfen wir- und kommen wieder.
    Und als Leute vom Land sind wir auch immer zu früh bei Verabredungen, weil wir die Fahrzeiten nicht schätzen können. Und ich bin die Meisterin darin, bei U-Bahnen in die falsche Richtung auszusteigen. Das bescherte mir ganz unerwartete Einblicke in unbekannte Ecken. Schön Dein Bericht, Danke.

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    1. Ja, zu früh für einen Termin sein, noch einmal um den Häuserblock gehen, nach einer Parkbank suchen. Ich mag das auch.

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