Everybody's fucked in their own special way

Mittwoch, 27. November 2013

Vor fünf Jahren (2)

Am nächsten Tag waren dank meines Vaters und meines Bruders alle Lampen schon angeschlossen und die Regale schon montiert - die Welt sah also schon ganz anders aus. 

Drei Dinge waren aber immer noch schwierig:

Zum einen wurde das Haus nicht warm. Die Raumtemperatur war bei etwa 10 Grad  und auch die voll aufgedrehte Heizung änderte nichts daran. Der Bauträger meinte, das brauche eben etwas (nach drei durchfrorenen Tagen mit eiskaltem Wasser stellte sich heraus, dass einfach die ganze Heizung falsch eingestellt war - der dritte Monteur, der sich's angesehen hatte, hat es festgestellt - danach ging's schnell aufwärts). 

Da es noch keine Straße gab, musste man 150 m durch den Schlamm waten. Frau Ackerbau und ich hatten einige Wochen die Morgenroutine, dass man Gummistiefel anzog, einer nahm J.S. auf den Arm, der andere die Aktentaschen, und wir wateten durch den knöchelhohen Schlamm zur Straße, wo unser Auto stand, in dessen Kofferraum die richtigen Schuhe und J.S. Kinderwagen waren. Schuhe gewechselt und weiter ging's.  Als ein paar Wochen später ein asphaltierter Weg zu unserem Haus führte, kam ich mir vor wie der König der Welt - ein richtiger asphaltierter Weg zum Haus!

Die erste Woche hatten wir noch Baustrom - ein Kabel zum Hauswirtschaftsraum von einem Schaltkasten 100 m hinter dem Haus. Ich erinnere mich noch gut daran, wie einmal kurz vorm Schlafengehen auf einmal wieder der gesamte Strom im Haus weg war. Ich zog mir einen Mantel über und Gummistiefel an, nahm die Taschenlampe und ging aus dem Haus, dem Kabel nach zum Schutzkasten, der für jeden einfach zugänglich auf einem anderen Baugrundstück stand. Mir ging der Gedanke durch den Kopf, dass das ein wunderbarer Anfang für einen Horrorfilm wäre. Es wartete aber niemand mit einer Axt auf mich, sondern ich musste nur den Schutzschalter wieder drücken....

Zwei Wochen später war dann aber alles wunderbar, mit Strom, Straße und allen Kisten ausgeräumt.

Drei Monate später ging der Bauunternehmer pleite (das war dann aber auch schon wieder egal).

6 Kommentare:

  1. Ich warte noch auf die Geschichte hinter diesen wunderbaren Abriss-Bildern ;-)

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  2. Die hat Gott sei Dank nix mit unserem Hausbau zu tun, kann ich aber bei Gelegenheit nachreichen....

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  3. Da kannst Du ja direkt von Glück sagen, dass die Baufirma erst 3 Monate später bankrott ging. Meinem Vater ging sie bei einem seiner Bauten während der Bauphase pleite. Er hat sich dann 3 Arbeiter von der Straße geholt und seitdem gibt es den Familienspruch: Kinder haut's die Türen nicht so zu, das Haus hält nur der Putz zusammen!
    LG Papierfrau

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  4. Ja, das war wirklich Glück! Ich hatte überlegt, einen Absatz zum besten Zeitpunkt der Insolvenz des Bauträgers zu schreiben. Wir hatten auch schon Insolvenz kurz vor Vertragsschluss, das ist auch ok. Während des Baus ist die schlimmste Variante. Dass der Bauträger nicht pleite geht, scheint zumindest in Berlin nur theoretische Option.

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  5. oh oh, ... ja, ich denke auch, das hätte auch anders ausgehen können ... fein ... es ist wie mit Zahnschmerzen, die Zeit hilft und irgendwann ist das Schlimmste dann vorbei. Allerdings wünschte ich manchmal, ich hätte auch einen Neubau, mein Haus Baujahr 1912 hält mich jetzt seit 20 Jahren mit Überraschungen auf Trab ...

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    1. Altbauten sind tückisch.... aber so einen verwunschenrn Garten wie du hätte ich auch gerne......

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