Wahrscheinlich war ich hier seit 35 Jahren nicht mehr. Zur Grundschule mussten wir in die nahe Stadt, in der Stadtkirche waren dann unsere Schulgottesdienste. Jetzt musste ich doch einmal wieder reinsehen, weil ich rausfinden wollte, ob ich mir mit der Zeit nur eingebildet habe, was dort an den Wänden zu sehen war. Aber tatsächlich: ich setze mich in die Bank und schaue nach oben. Direkt über mir ist das Bild eines Richtplatzes. Über die Stufen hingestreckt der nackte Leichnam eines Mannes ohne Kopf, man sieht seinen blutigen Halsstumpf, der Kopf liegt ein paar Stufen tiefer. Eine Frau in Nonnenornat kniet betend neben ihm, während ein Wächter schon das lange Schwert schwingt, um auch ihr den Kopf abzuschlagen. Der Kopflose ist wohl der heilige Cyprian, die Betende die heilige Justina. Nicht gefunden habe ich die drei Kinder im siedenden Öl. Da ich mir so etwas kaum selbst ausgedacht habe, müssen sie wohl in der Schambacher Kirche, in die wir immer mit den Großeltern gingen, zu finden sein. Vielleicht kann ich das auch irgendwann überprüfen.
Ich bin immer noch kein großer Freund dieser barocken Dorfkirchen, die von den lokalen Meistern bepinselt wurden, aber bei langweiligen Gottesdiensten hat man wenigstens etwas zum Kucken..
Nachtrag 5.1.: Ich habe jetzt gerade nachgelesen, dass Justinia und Cyprian auch in einen Kessel siedendes Pech geschmissen wurden. Vielleicht habe ich also nur nicht gründlich genug nachgesehen und die "siedendes Öl"-Darstellung, an die ich mich erinnere, ist auch noch irgendwo dort an der Decke?
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